Ehrenbürger

Verleihung der Ehrenbürgerwürde  im März 2002
Verleihung der Ehrenbürgerwürde im März 2002

Werner Goldammer- Ehrenbürger der Stadt Lunzenau

Herr Werner Goldammer hat sich in besonderem Maße um die kulturelle Entwicklung der Stadt Lunzenau verdient gemacht. Durch sein Schaffen wurde der Name der Stadt weit über die Grenzen hinaus bekannt. Seit 1959 leitet er das Lunzenauer Blasorchester. Unter seiner Führung entwickelte sich das Orchester zu einem, über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Klangkörper. Sein besonderes Engagement galt von Anfang an dem Nachwuchs. So war er es, der Anfang der 60er Jahre in Lunzenau das erste Jugendblasorchester im gesamten Kreis ins Leben rief. Er knüpfte Kontakte zu Schulen und bemühte sich somit frühzeitig um Nachwuchs- und Talentförderung.
Seit Beginn seines Wirkens sieht Herr Goldammer seine Aufgabe in der Pflege des musikalischen Brauchtums der Stadt Lunzenau und unserer Region.

Hauptberuflich freischaffender Musikerzieher war seine Tätigkeit stets voll Engagement, uneigennützig und bescheiden. Werner Goldammer hat seine Musik nie aus Geschäftsinteresse, sondern aus Freude an Formen und Gestalten von Tönen betrachtet.
Das Lunzenauer Blasorchester wird untrennbar mit seiner Person verbunden sein.
Herr Goldammer verstarb am 17. Juli 2007 im Alter von 79 Jahren.

Sein Andenken werden wir stets in Ehren bewahren.

Persönlichkeiten der Stadt

  • Prinz Lieschen

    Sophia Sabina Apitzsch wurde im Jahr 1692 als älteste Tochter des Zeugmachers und hochgräflichen Schönburgischen Gerichtsschöppen Johann Apitzsch und dessen Ehefrau Anna Maria in Lunzenau geboren. Da sie schon als Kind sehr begabt war, wurde sie von ihren Eltern verwöhnt und von Bekannten bewundert.
    Als junges Mädchen genoss sie eine für ihre Verhältnisse besonders gute Erziehung und besuchte auswärtige höhere Schulen.
    Das enge Elternhaus und die bescheidenen Verhältnisse, unter denen sie aufgewachsen war, genügten ihr nicht mehr; ihr Sinn stand nach der Ferne und großen Erlebnissen. Der Gedanke, ein Leben lang die eintönigen Arbeiten eines "Hausmütterchens" erledigen zu müssen, quälte sie. Besonders unerträglich wurde ihr diese Vorstellung, als sich im Jahr 1710 der Jäger Matthias Melchior Leonhard mit ihr verlobte.
    Anfangs wusste sie die Eheschließung von Jahr zu Jahr hinauszuschieben, aber im Jahr 1713 drängten sowohl ihr Bräutigam als auch ihre Eltern zum Vollzug der Ehe. Sophia Sabina wusste sich nicht anders zu helfen, als dass sie bei Nacht und Nebel von zu Hause fortlief.
    Angezogen war sie mit ihres Vaters Sonntagsstaat, insbesondere mit seinem schwarzen Rock und Hut. Mit wenigen Groschen in der Tasche, aber mit frohem Mut und gepaart mit Abenteuerlust, wanderte sie in die Welt hinaus und gab sich, überall wohin sie kam, als junger Barbier (Friseurgeselle) aus.
    Zunächst führte sie ihr Weg nach Ansbach in Bayern. Hier wurde sie, da sie sich nicht ausweisen konnte, als Fremder unters Militär gesteckt, wo sie auch 4 Wochen lang den schweren Kommissdienst mitmachte. Weil sie aber eine Entdeckung ihrer wahren Persönlichkeit fürchtete, floh sie von dort und kam auf ihrer Wanderung nach Leipzig und mietete sich im Gasthaus zum "Goldenen Hahn" ein. In diesem Gasthaus wohnte zur gleichen Zeit eine herumziehende Seiltänzer- und Athletentruppe. Aus dieser Truppe verliebte sich ein junges Mädchen in den zugereisten Barbier und wollte ihn auf der Stelle heiraten. Sie floh wieder.
    Diesmal verschlug es sie ins Erzgebirge, nach Aue. Hier nun wurde sie, zunächst gewiss ohne ihren Willen, lediglich aufgrund des einmal im Gebirge weit verbreiteten Gerüchts, dass der Kurprinz Friedrich August inkognito, d. h. unter fremden Namen und verkleidet, das Land bereist und das obere Gebirge aufsuchen möchte, ganz entschieden für diesen Prinzen gehalten. Ihr blieb fast nichts übrig, als die Rolle zu spielen, die man ihr förmlich aufdrängte. Anfangs widerstrebte ihr innerlich diese Rolle, aber im Laufe der Zeit fühlte sie sich geschmeichelt und fügte sich bereitwillig in diese neue Lebenssituation. In Aue war es, wo es bald hieß, der Prinz sei da und man hätte ihn schon gesehen. Zwar habe er sich für einen vertriebenen Schulmeister ausgegeben und den Prinzen verleugnet, ja er habe sogar Almosen angenommen, doch es sei sicher, dass es der Prinz sei, da man ihn an seinem Gesicht erkenne.
    Von Aue aus begab sich der "Prinz"  nach Buchholz. Doch in Buchholz wurde die Polizei auf sie aufmerksam und schöpfte Verdacht, dass es ein falscher Prinz sein könnte. Fluchtartig verließ unser Prinz den Ort, vergaß aber seinen Hut und sein Halstuch. In Oederan angekommen, war ihr auch hier das Gerücht vorausgeeilt, dass sie der Prinz sei. Mit der Bitte um Rechtsbeistand wandte sie sich an den Kreisinspektor Vogel. Dieser zweifelte nicht im geringsten daran, dass er es mit einem "Höheren" zu tun habe und vermittelte die Angelegenheit in Buchholz gütlich.
    In Hetzdorf bei Oederan lebte damals der Besitzer des Erbgerichtes, der Sächsisch-Weißenfelsische Kammerrat Volkmar, ein sehr wohlhabender, eitler und ehrgeiziger Mann der bestrebt war, in den Adelsstand erhoben zu werden. Als dieser von dem Prinzen hörte, lud er ihn in sein Anwesen nach Hetzdorf ein. Unserem Prinzen war das sehr angenehm. Er versicherte dem Kammerrat jedoch mehrmals, dass er ein Zeugemacher aus Dresden sei und Merbik heiße. Doch der Kammerrat glaubte dem Prinzen diese Worte nicht und überhäufte ihn mit Geschenken. Er kleidete ihn völlig neu ein und schenkte ihm sogar ein eigenes Pferd. Auf diesem Pferd ritt der Prinz, als sei er es von Jugend an so gewöhnt. Der Kammerrat führte ihn auch höchstpersönlich nach Augustusburg und sorgte dafür, dass ihm alles Sehenswerte gebührend gezeigt wurde. Auch lieh er ihm 600 Taler, damit er weitere Reisen ins Erzgebirge, natürlich zu Pferd und mit zwei Dienern als Begleitung, machen konnte.
    Schon im Februar 1715 fiel der ganze Schwindel auf. Eines Morgens erschienen die Amtshauptmänner von Günther und Crusius aus Augustusburg in Hetzdorf und nahmen den falschen Prinzen mit strenger Amtsmiene fest, um ihn aufs Schloss Augustusburg in Arrest zu bringen.
    Er wurde in jener Zelle untergebracht, die fortan "Prinz-Lieschen-Gefängnis" hieß.
    Schnell konnte der Betrug aufgeklärt werden. Adlige aus der Gegend um Hetzdorf wussten, dass der richtige Kurprinz zu dieser Zeit nach Paris reisen wollte und meldeten verwundert seine Anwesenheit in Hetzdorf an den Hof nach Dresden. Da man in Dresden über diese sonderbare Nachricht stutzig geworden war, schickte man einen Hofdiener nach Hetzdorf, der die Wahrheit feststellen sollte. Die Untersuchungen ergaben zum allgemeinene Erstaunen und zur Beschämung derer, die sich so sehr für den Prinzen eingesetzt hatten, dass der Prinz kein wirklicher Prinz war,  ja nicht einmal ein Mann, sondern Sophia Sabina Apitzsch aus Lunzenau. Sie musste für ihren Betrug schwer büßen. Nachdem sie lange genug im Gefängnis des Schlosses Augustusburg gesessen hatte, wo sie sogar mit Höflichkeit behandelt worden war, erging im Juni 1716 vom Schöppenstuhl in Leipzig ein Erkenntnis, dessen Schlussurteil lautete:
    "So ist Sophia Sabina Apitzsch mit Staubenschlägen des Landes ewig zu verweisen, es wäre denn, dass weil sie im abgewischenen 1715 Jahre mit einem Schlagflusse befallen worden, solche Leibesstrafe ohne Gefahr ihres Lebens und Gesundheit an ihr nicht zu exeguieren (vollziehen) worüber allenfalls eines verständigen Medici Gutachten einzuholen und zu den Akten zu bringen. Auf den Fall wäre, ohne diesselbe, die ewige Landesverweisung an ihr zu vollstrecken, auch sie sodann, da sie es im Vermögen hat, die auf diesen Prozess gewandten Unkosten abzuführen schuldig."
    Der Kurfürst, der nicht so sehr für eine harte Bestrafung war, milderte das Urteil ab. Anstatt mit Staubenschlag wurde Prinz Lieschen mit Ruten im Gefängnis gezüchtigt, um dann in das Zuchthaus nach Waldheim gebracht zu werden.
    In Waldheim hatte sie es relativ gut. Man gab ihr eine eigene Stube und ließ sie sogar mit den Angestellten speisen. Auch ihre Gesuche an den König um völlige Begnadigung wurden von Waldheim aus stets warm befürwortet, so dass der König gewiss nicht ungern und im Einklang mit der öffentlichen Meinung, in ihr nicht den Verbrecher, sondern eher den Schalk und Schelm sah, der einen aufgeblasenen Gecken in ergötzlicher Weise geprellt hatte.
    Am 15. Oktober 1717 ist unser "Prinz Lieschen" aus dem Zuchthaus Waldheim entlassen worden.  Sie hat durch ihre Erlebnisse eine Berühmtheit erlangt, wie sie nur wenigen Menschen zuteil wird. Nach ihrer Freilassung hat sie einen Triumphzug durch das ganze Land gemacht. Es kamen viele Leute um aus Neugierde den Erzschelm persönlich kennenzulernen.
    Endlich heimgekehrt, lebte Sophia Sabina Apitzsch hier in ihrer Heimat in aller Zurückgezogenheit und Ehrbarkeit noch viele Jahre bei ihren Eltern, ohne jemals geheiratet zu haben.
    Am 03. Februar 1752 ist sie gestorben und am 06. Februar christlich beerdigt worden, wie es die alten Kirchenbücher bezeugen.
    Quelle: Kirchenchronik Lunzenau - stark gekürzt
    Karin Mehner - Ortschronistin

    Das Geburtshaus von "Prinz Lieschen" befindet sich in der Altenburger Straße 5.
    Hier ist eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht:
    Geburtshaus von "Prinz Lieschen"
    1692 bis 1752
    Sophia Sabina Apitzsch reiste 1714 in Manneskleidung durchs Land. Sie wird für den sächsischen Kurprinzen Friedrich August, Sohn Augusts des Starken, gehalten. Als der Schwindel herauskommt, wird sie als erste Frau ins Zuchthaus Waldheim eingesperrt und heißt seitdem im Volk
    "Prinz Lieschen"
     

  • Dr. phil. Max Vogler

    Dr. Max Vogler wurde am 13. Juni 1854 in Lunzenau, Mendelssohnplatz 6, geboren. An diesem Gebäude ist eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht: "In diesem Haus wurde am 13. Juni 1854 der Schriftsteller und Muldentaldichter Max Vogler, Dr. phil. geboren. Er starb am 08.Oktober 1889 in Lunzenau."
    Von 1860 bis 1868 besuchte er in Lunzenau die Volksschule. Parallel ermöglichten ihm seine Eltern Karl August und Amalie Vogler Privatunterricht im Klavierspiel, Zeichnen und Fremdsprachen zu nehmen. Sein Wunsch war, Volksschullehrer zu werden. Er besuchte von 1868 bis 1872 das Lehrerseminar in Borna, doch nach 4 Jahren Lehrerstudium reifte in ihm der Wunsch, ein Universitätsstudium aufzunehmen. Von 1873 bis 1876 studierte er zuerst an der Universität in Zürich Philosophie, danach in Jena und Berlin. Er promovierte 1877 an der Universität Freiburg im Breisgau. Über seine Studienzeit wird berichtet: "Nie hat er bei Trinkgelagen und auf Fechtböden verkehrt. Entweder war er in der Universitätsbibliothek oder zu Hause hinter seinen Büchern zu finden, oder er verkehrte in den Schweizer Bergen mit Ausländern, um möglichst viele Sprachen zu erlernen."
    In der Schweiz gab er Musikunterricht, um so seinen Lebensunterhalt zumindest teilweise zu verdienen, obwohl ihn seine Eltern stets finanziell unterstützt haben. Während seiner Studienzeit war er Mitarbeiter an der Dresdner Presse geworden. Auch in Berlin erwarb er sich Ansehen und einen Bekanntheitsgrad als Schriftsteller und Mitarbeiter im Familienblatt "Der Hausfreund" sowie im "Wiener Musik- und Theater-Journal". In der "Berliner Musikzeitung" veröffentlichte er Biografien berühmter Künstler und poetische Arbeiten. Ca. 300 Gedichte stammen von ihm.
    In Berlin enstand auch die Prosaerzählung "Im Banne des Mammons, Berliner Sittenbilder", die er unter dem Pseudonym Hieronymus Bitterklee herausgab. Durch sein gesellschaftskritisches Werk "Die Verwahrlosung des modernen Charakters, ein Mahn- und Strafwort an die Zeitgenossen" erlangte er schlagartig unter den Schriftstellern und Gelehrten seiner Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad.
    Dr. Max Vogler korrespondierte mit zahlreichen Gelehrten in den verschiedensten Ländern; er schrieb und übersetzte in etwa 10 Sprachen. Seine bekanntesten Romane sind: "In den Gewittern der Zeit", die elsässischer Geschichte "Im Dorf der Schmied", eine Mailänder Geschichte "Syrena" und der damals großes Aufsehen erregende Roman "Der Herr Kommerzienrat, eine moderne Geschichte".
    Durch diesen Roman fühlte sich der Lunzenauer Kommerzienrat Vogel angegriffen, er führte einen dreijährigen Prozess gegen Max Vogler und einige Verbreiter dieses Romanes am Landgericht Chemnitz. Der Prozess endete mit Freispruch für Dr. Max Vogler, weil bei ihm die Verjährung eingetreten war! Aber die Verbreiter dieses Romanes wurden sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt. Im Urteil heißt es weiter, dass alle vorhandenen Exemplare und Druckplatten einzuziehen und zu vernichten sind.
    (Ein Exemplar von "Der Herr Kommerzienrat" kann bei der Ortschronistin ausgeliehen werden.)
    1883 gründete Dr. Max Vogler mit dem Buchdrucker Robert Walther in Crimmitschau den "Stadt- und Landanzeiger" und später die "Burgstädter Zeitung", den Vorläufer der späteren "Chemnitzer Volksstimme". Nebenbei war er damit beschäftigt, eine Geschichte von der Zeit der Kreuzzüge bis auf unsere Tage herauszugeben - "Adelhard, ein Lied aus der Kreuzzugzeit". Dieses erzählende Gedicht spielt im 12. Jahrhundert zwischen dem damaligen Kloster Zschillen und der Rochsburg.
    Dr. Max Vogler wandte sich stets gegen Heuchelei und Egoismus. Er führte einen ständigen Kampf gegen herrschende Missstände seiner Zeit, er trat für Wahrheit und Gerechtigkeit und Humanität ein.
    Eines seiner Gedichte nannte er: "Nur die Wahrheit"

    Die Wahrheit ist der Grund auf dem ich stehe.
    Sie hab ich mir zur Führung auserlesen,
    was Andre tun, was sonst um mich geschehe -
    ich bleibe immer der ich stets gewesen.
    Ich folge meines Herzens tiefsten Zuge,
    er ist mir süß, ich kann nicht von ihm lassen.
    Ein Feind bleib ich auch ferner jedem Truge
    und mögen mich die Menschen darum hassen.

    Ende September 1889 zog sich Max Vogler anlässlich einer Ausstellung in Lunzenau eine heftige Darmentzündung zu, von der er sich nicht wieder erholte. Er verstarb, für alle überraschend am 08. Oktober 1889 im Alter von nur 35 Jahren. Hunderte Menschen gaben ihm das letzte Geleit. Wilhelm Liebknecht hielt im Namen des Deutschen Schriftstellerverbandes die Gedächtnisrede.
    Im Nachruf der "Burgstädter Zeitung" vom 11.Oktober 1889 lesen wir über ihn:
    "Sein Tod reißt eine unersetzliche Lücke in das kleine Häuflein der wenigen wissenschaftlich gebildeten deutschen Männer, die sich berufen fühlen mit Einsetzung ihrer ganzen Persönlichkeit für Freiheit und Recht zu kämpfen."
    In einer Erinnerungsschrift wird er treffend charakterisiert:
    "Er arbeitete für namenhafte Zeitungen, war in reger Korrespondenz, entwickelte fabelhaften Fleiß bei produktiver Arbeit, hatte einen hohen Verbrauch an Zeit, Kraft, Gesundheit und wenige materielle Einnahmen...".
    In seiner Heimatstadt Lunzenau zeugen die Gedenktafeln am Geburtshaus, am Sterbehaus sowie der nach ihm benannte Park und eine Straße von der hohen Verehrung für den Sohn unserer Stadt.
    Sein Grab befindet sich auf den Lunzenauer Friedhof und wird von Mitgliedern des Heimat- und Kulturvereines Lunzenau und Umgebung e. V. gepflegt.

    Quelle: Heimat- und Kulturverein Lunzenau und Umgebung e. V. und Stadtarchiv